Wenn man neue Songs erarbeiten möchte, sind Proben unumgänglich.
Der Input der einzelnen Musiker darf nie unterschätzt werden. Nur in der Kombination von verschiedenen Ideen und auch Stilen entwickelt man nicht nur seine Songs, sondern auch sich selber weiter.

Also mussten auch wir mal proben. 

In Zeiten von Corona ist das natürlich so eine Sache…
Das Durchschnittsalter der Band lag zu diesem Zeitpunkt irgendwo bei 50 Jahren und somit waren alle teilnehmenden Musiker Mitglieder der sogenannten “Risikogruppe”.

In Berts Kellerstudio konnten wir also nicht proben. Dort wäre ein Sicherheitsabstand, selbst wenn man ihn extrem großzügig auslegen wollte, nicht möglich.

Also mietete ich das Dorf-Gemeinschaftshaus der Gemeinde Ballersbach. Der Innenraum hat locker die Größe einer Turnhalle und ein Sicherheitsabstand war kein Problem mehr.

Am Samstag, dem 01. August 2020, trafen wir uns dann um 10:00 Uhr zum Aufbau, um dann direkt mit den Proben zu beginnen.

Ich kann euch jetzt hier seitenweise erzählen, welchen Song wir wie geprobt haben und wer sich wo wann verspielt hat. Ich kann euch erzählen, wie wir uns über Harmonien, Sound-Effekte, BPMs, Intros und Stilmittel beraten haben und wie wir dann zu einer Einigung kamen.
Doch das wird eigentlich erst interessant, wenn man das Ergebnis mit den Erzählungen vergleichen kann.
Also müsst ihr euch dementsprechend bis zum Release der jeweiligen Songs gedulden 🙂



Aber es gab eine Besonderheit während dieser Proben.
Vor ziemlich genau einem Jahr war meine erste Single “Manimals”, geschrieben und produziert von einem schwedischen international erfahrenen Produzenten, erschienen und schon immer wollte ich ein Video dazu drehen.

Auf meiner Release-Party im Oktober 2019 führte ich nicht nur die Album-, sondern auf Wunsch des Produzenten auch eine Unplugged-Version des Songs auf. Beide Versionen, Album und unplugged, wurden gefilmt und es entstanden zwei recht gute Live-Videos.

Leider sind auf diesen Videos Personen zu sehen, zu denen ich heute keinerlei Kontakt mehr habe und mit deren Projekte ich auch nicht in Verbindung gebracht werden möchte.

Daher kam mir die Idee, während der Proben einfach eine Art “Live-Video” zu produzieren.
Natürlich sorgten auch hier die Corona-Regeln dafür, dass dies nicht so einfach war. Ich musste also die Zuschauerzahl begrenzt halten, damit die Regeln unter keinen Umständen verletzt wurden.

Von mir angesprochen, ob sie bei dem Dreh als “Publikum” dabei sein wollten, wurden also nur eine Handvoll ausgesuchter Freunde. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es fast nur Frauen waren, die ich eingeladen hatte….
Ich lasse jetzt mal alle Gedanken dazu unkommentiert.

Wir verteilten mehrere Kameras auf Stativen im Raum und ich drückte meinem Sohn meine SRK in die Hand, mit der er ständig um uns herum wuselte und Aufnahmen machte.


Ein Highlight des Videos sollte sein, dass beim Chorteil des Songs alle mitsingen.
Ich hatte mir extra, als “Special Guest” sozusagen, die hochtalentierte Sängerin von “Secret Tip” und “Liquid Move”, Angelina Werner, für den Background geholt. Aber natürlich sollte auch das Publikum seinen Teil beitragen.
Es ging um folgende 2 Zeilen:
“You and me, together we can make a change

You and me, together we find better ways”
Diese Zeilen sagen, dass man am meisten erreicht, wenn man an einem Strang zieht und gemeinsam Ziele verfolgt und sich für sie einsetzt. Der Song “Manimals” selber handelt davon, dass wir Menschen auch “nur Tiere” sind und wir diese Verbindung verleugnen, uns als etwas besseres sehen und genau das der Grund ist, warum wir weltweit die Probleme mit Umwelt und Klima haben, die wir haben.

Was dann während dieser einen Szene im Video zu sehen ist, ist von solch bombastischer und realitätsnaher Symbolik, dass ich es selber besser nicht hätte planen können. Als ich das fertige Video sah, hat mich diese Erkenntnis geradezu wie ein Hammer getroffen. Die Szene war ein Spiegel unserer Gesellschaft.

Wie ich das meine, muss ich genauer erklären:

Wir alle wissen, was mit unserem Planeten passiert und wir alle wollen natürlich auch etwas dagegen tun.
So weit, so gut!

Immer wieder werden Leute auf der Straße befragt, was sie denn vom Klimawandel, der Politik dazu, Massentierhaltung und Billigfleisch halten und die Meinungen sind eigentlich immer die gleichen. Man ist dafür, dass es den Tieren besser geht. Man möchte weniger Emissionen generieren. Man achtet natürlich darauf, wo man sein Essen einkauft und wo es herkommt usw….
Kaum ist der Interviewer weg, geht man zu McDonalds, BurgerKing, Subways oder wie die ganzen Fast-Food-Ketten heißen oder holt sich sein Schnitzel beim Discounter.
Man redet viel, aber wenn man selber etwas tun soll, ist man überfordert, zu faul oder sonst was. Irgendwas fällt einem schon ein, warum man jetzt gerade “eine Ausnahme” macht.

Und genau das passierte beim Video-Dreh. Symbolisch natürlich!
Ich hielt das Mikro ins “Publikum”, alle sangen mit, aber waren dabei vollkommen teilnahmslos. Sie degradierten den Text zu einer reinen Floskel, die man sagt, aber sich nicht daran hält. Ihre Gesichter waren eher leer, als würden sie aus dem Telefonbuch vorlesen.

Diese Szene symbolisiert sehr gut, wie unsere Gesellschaft mit solchen Themen umgeht. Man redet darüber, aber eigentlich interessiert es einen nicht. Man ist durchaus dafür, gemeinsam etwas zu bewegen, aber es soll bitte jemand anderes damit anfangen. Im besten Fall schließt man sich der allgemeinen Meinung an und ignoriert dann die Konsequenzen.
Viel reden, wenig selber tun.
Echte Gedanken dazu macht man sich lieber nicht. Gleichgültigkeit ist ein Grundrecht.

Ich war fasziniert von dieser Erkenntnis.

Das Video findet ihr über meine Webseite oder direkt auf meinem YouTube-Channel.
Alina Lorenz hat die Videoschnipsel ( https://lorenzproductions.com ), die ich ihr gegeben hatte, zu einem schlüssigen und dynamischen Video geschnitten.

Insgesamt haben wir an diesem Tag an 3 Songs plus “Manimals” gearbeitet und ich bin gespannt, was ihr zu den Songs sagen werdet, wenn ihr sie zu hören bekommt.

Achja…nicht vergessen: Schnell nochmal “Manimals” im YouTube-Channel schauen oder im Original auf Spotify streamen.
Viel Spaß dabei!

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